Perigord und Quercy

Von Andreas Maar |11.11.2023

Die historischen Provinzen Quercy und Perigord im Südwesten Frankreichs sind ein Ziel für Romantiker und Freunde von ländlichen Dorfidyllen. Stattliche Burgen und Schlosser, bedeutende prähistorische Stätten. Dörfer, in denen die Zeit still zu stehen scheint, alles eingebettet in dunkle Eichenwälder und in die zauberhaften Flusskulissen der Dordogne, des Lot und den Nebenflüssen. Die Dordogne ist mit fast 500 km einer der längsten Flüsse Frankreichs und durchquert auf ihrem Weg vom Zentralmassiv zum Atlantik mehrere Plateaus aus weichem Kalkstein. Auf diesen thronen die Burgen und draunter schlängelt sich der Fluss in so vielen Mäandern durch diese von ihm geformte Landschaft, dass man das Gefühl hat, er wolle hier gar nicht mehr fort. Die Region trägt auch längst den Namen des Flusses, denn der Name Perigord ist nur noch ein historischer bzw. touristischer Begriff.
Genauso verhält es sich mit dem Lot, der etwa 70 km südlich der Dordogne auf fast gleich langer Strecke einen parallelen Verlauf nimmt. Die hiesige Provinz Quercy wurde zum Departement Lot verwandelt.

Das Perigord und das Quercy sind Regionen des Übergangs. Noch gebirgsnah und doch schon südlich, hat es noch nicht den mediterranen Liebreiz der Provence aber auch nicht die Strenge nördlicher gelegener französischer Provinzen und Landschaften.

Das Tal des Lot

Ein wunderbarer Ausgangspunkt für Entdeckungen im Tal des Lot ist das märchenhaft schöne Dorf St-Cirq-Lapopie, eine Fachwerk-Natursteinkulisse, wie sie nicht schöner gemalt werden könnte, obenauf eine verfallene Festung, dominiert aber von einer Wehrkirche.
Von hier aus lassen sich Ausflüge sowohl stromabwärt als - aufwärts unternehmen und unbedingt auch eine Tour ins Seitental des Célé - der für mich lohnendste Ausflug am Lot. Im engen Célé-Tal gibt es viel zu entdecken: Alte Dörfer, die wie Adlerneste am Fels kleben, Burgen, Schlösser, die prähistorische Höhle von Pech-Merle mit bis zu über 24 000 Jahre alten Felszeichnungen oder die im sog. Paradiestal gelegene Priorei von Espagnac-Ste-Eulalie, ein Ort zum Träumen. Endpunkt ist das lebendige Städtchen Figeac mit stattlichen Patrizierhäusern aus dem Mittelalter, belebten Plätzen und erstaunlich sytlischen Restaurants.

Ein zweiter Ausflug führt den Lot aufwärts. Die Szenerie ist nicht ganz so idyllisch wie am Célé, aber mit dem Schloss von Cénevières, der Stadt Cajarc oder den Dörfern Larroque Toirac oder St-Pierre-Toirac gibt es auch hier von Wehrkirchen über weite Aussichtspunkte bis hin zu den für das Quercy typischen Taubentürmen viel zu sehen.

Den Lot abwärts galangt man schließlich in die Hauptstadt des Quercy, Cahors. Am besten besucht man Cahors am Markttag, wenn der Platz vor der Kathedrale sich in ein buntes Spektakel verwandelt. Wahrzeichen ist der mit hohen Türmen versehene Pont Valentré, wo sich am Fluss mit Brückenblick gleich eine Rast oder ein Picknick anbietet. Den schönsten Rundumblick auf die von den Römern gegründete Stadt hat man übrigens vom Mont St-Cyr.  

Das Tal der Dordogne

Mein Tipp für eine Unterkunft ist eine Anlage von wenigen Ferienwohnungen direkt am Fluss in der Nähe des Örtchens St-Cyprien. Man ist mittendrin im schönsten Bereich des Flusses und die Ausflugsmöglichkeiten sind so zahlreich, dass hier nur ein paar Highlights genannt werden können. Für Sportliche: Eine Kanu-Tour auf dem Fluss (etwa zwischen Carsac und St-Vincent-de-Cesse) ist ein echter Klassiker, nicht gefährlich, und die vielen Burgen und Dörfer wirken vom Wasser aus gesehen nochmal ganz anders.
Burgenfans kommen hier voll auf ihre Kosten. Die schönsten Exemplare finden sich - nebst verwinkelten Dorfszenerien - in Beynac, Castelnaud oder Les Milandes, wo die berühmte Josefine Baker einst residierte und ihr Andenken bewahrt wird - sehr empfehlenswert!

Einen Historienfilm könnte man in den Gassen und auf den Plätzen von Sarlat-le-Caneda drehen zwischen Fachwerkhäusern und Renaissancepalästen. Am besten gleich einen ganzen Tag einplanen! "Ums Eck": das romantische La Roque-Gageac und Domme, wie ein Adlernest auf einem Felsvorsprung gelegen und mit einem der besten Panoramen weit und breit.

Einer der schönsten Gärten des Perigord ist der Buchsbaumgarten von Marqueyssac, doch noch beeindruckender fand ich die Jardins d'Eyrignac, die zweifelsohne zu den faszinierdendsten und vielfältigsten Gärten ganz Frankreichs zählen - ein grünes Garten-Wunderland!

Ein Ausflug nach Westen ins schmucke Städtchen Bergerac, wo die Dordogne-Schleifen breiter und die Landschaft weiter werden, ist gerade für Weingenießer ein Muss. Chateau Monbazillac etwa liegt fotogen inmitten von Weingärten.

Eine Rundtour gen Süden hat die Straße der Bastiden zum Ziel - im Schachbrettmuster angelegte Siedlungen, deren schönste, größte und besterhaltendste Monpazier darstellt, ein Schmuckstück mit laubengesäumtem Hauptplatz. Unweit südlich: die mächtige Burg von Biron.

Etwas weiter ist es in die Region der oberen Dordogne. Zwei Ausflüge muss man mindestens hierher unternehmen, um die Gegend etwas kennenzulernen. Collonges-la-Rouge, Martel, Loubressac, allen voran aber Carennac mit erstklassigen romantischen Kunstwerken in der ehemaligen Abteikirche, sind zauberhafte Dorf-Perlen und ein Fest für romantisch veranlagte Seelen.

Besonders spannend ist ein Besuch der Gouffre de Padirac, eine fantastische Unterwelt mit enormen Ausmaßen. Aufzüge bringen die Besucher in den gigantisch großen Einsturzschacht hinunter - fast kreisrund. Dann geht es in die Höhlen - riesige Galerien tun sich da auf, unterirdische Seen, in denen sich die bis zu 78 m hohen Gewölbe spiegeln. Die Höhlen erkundet man zu Fuß und mit dem Boot (geführt natürlich). Grandios!

Für Freunde von Wallfahrtsorten sei noch Rocamadour erwähnt, das mir persönlich aber zu überlaufen war, aber zweifelsohne eine mehr als fotogene Kulisse und in der Umgebung wundervolle Mühlen bietet. 

Das Vézère-Tal

Auch dieses Seitental kann man von der Dordogne aus mit einigen Tagestouren bequem erreichen - und auch hier werden lohnende Kanu-Touren angeboten.
Besucht wird es vor allem wegen den zahlreichen prähistorischen Höhlenmalereien. Die berühmteste Höhle ist sicherlich Lascaux mit qualitativ unübertroffenen Kunstwerken des Cro-Magnon-Menschen aus der Zeit zwischen 17 200 und 15 500 v.Chr.! Welch ein Erlebnis!
Weitere Höhepunkte des Tals sind das Chateau de Losse, die Höhlen von Les Eyzies-Tayac oder die beeindruckende Felsenwohnstätte La Roque St-Christophe. Die Felswand mit ihren natürlichen Ausbuchtungen und Galerien war bis ins 16. Jh. hinein von Dorfgemeinschaften bewohnt und bot ihnen Schutz vor Feinden, wurde aber auch schon den Neandertalern als Lagerstätten benutzt.

Perigueux und das Perigord Vert

Um diese Gegend zu erkunden sollte man dann doch noch einmal die Unterkunft wechseln und vielleicht eines der vielen Schlosshotels wählen, die hier auf den Kulturinteressierten warten.
Einen Stopp in Richtung Norden lohnt Perigueux, Welthauptstadt der Gänseleber - der man im Perigord fast nicht auskommt - und der schwarzen Trüffel, weshalb vor allem Feinschmecker in die Provinzstadt pilgern. Kunstinteressierte finden mit der Kathedrale einen höchst eigenwilligen Bau.  
Weiter ins Perigort Vert: Sehr ursprünglich ist es hier und wenig touristisch. Entlang oder in der Nähe des Flusses Dronne liegen die meisten Schönheiten ... Brantome mit einer Abtei im Stilgemisch der Jahrhunderte und besonders idyllischen Terrassenrestaurants , das charmante St-Jean-de-Cole, das Chateau Puyguilhem oder die Fluss- und Dorfromantik von Bourdelleis mit gotischer Brücke, stattlicher Burg, Mühlen und Renaissance-Schloss - mein favorite im Grünen Perigord! 


Fazit

Freilich ist da noch viel mehr ... aber auf Vollständigkeit kann hier leider kein Wert gelegt werden. Drei Wochen sind empfehlenswert, möchte man verschiedene Teile der beiden Regionen kennenlernen. Bei nur zwei Wochen oder wer nicht die Unterkunft wechseln möchte, empfehle ich einen zentralen Standpunkt an der Dorgogne zu wählen. Gerne bin ich Ihnen bei der Zusammenstellung Ihrer Reise behilflich - vom Flug über den Mietwagen bis zu den Unterkünften ... und natürlich verrate ich Ihnen gerne auch noch weitere Ausflugs- und Geheimtipps - vom Restaurant bis zur versteckten Schönheit abseits der Routen. Auf bald! Ihr Andreas Maar


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