HURTIGRUTEN - auf der Postschiffroute ans Ende Europas

Von Andreas Maar |12.09.2023

Für viele gehört die Route der Postschiffe hinauf zum Nordkap zu den absoluten Traumreisen. Da stelle ich keine Ausnahme dar. Im Mai 2023 erfüllte ich mir diesen Traum und fuhr mit der MS Nordlys die Strecke von Bergen nach Kirkenes an der russischen Grenze und wieder zurück. Das Wetter - immer der größte Wackelkandidat, wenn es um Urlaub im Norden geht - präsentierte sich höchst abwechslungsreich: von waagrechtem Regen in Trondheim, über Schnee und Graupel bis hin zu wolkenlosem Himmel und T-Shirt-Wetter mit Sonnenbrandfaktor. Eine falsche Jahreszeit für Hurtigruten gibt es eigentlich nicht. Jede hat ihren ganz eigenen Zauber: Der Winter, wenn die Preise günstiger sind und Polarlichter den Himmel in unwirkliche Farbwelten tauchen, das Frühjahr, wenn in den Bergen noch Schnee liegt und die Täler zu grünen und blühen beginnen - ein Fest für Fotografen, der Sommer - die Hochsaison - mit der ewigen Helligkeit und der oft sehr sonnenbeständige Herbst für die romantischen Seelen, wenn Natur und Touristenströme wieder zur Ruhe kommen und intensive Farben die Landschaften überziehen.

Von Trollen, Elfen und nordischen Königen ...

Wer Norwegens Küste vor allem wegen der Fjorde erleben möchte, der muss beim Wahl des Monats allerdings aufpassen. Denn die Berühmtheit Geirangerfjord wird lediglich in der Hochsaison vom 1. Juni bis 31. August angesteuert und auch in den engen, nur 2 Kilometer langen Trollfjord, ein Seitenarm des Raftsunds, wird nur im Sommer hineingefahren. Sonst muss man sich mit einem Blick hinein begnügen. 
 
Ich war überrascht vom Luxus, der an Bord geboten wird. Die meisten der Kabinen der Hurtigschiffe sind mittlerweile renoviert und bieten erstaunlich viel Platz in angenehmem Ambiente. Die Panoramalounge besticht durch beste Sicht auf die Landschaft, wenn das Sonnendeck mal zu kalt oder nass sein sollte. Allem voran aber muss die Küche erwähnt werden. Gerade das Menü beim Abendessen erfüllt höchste Ansprüche. Die Gänge werden auf der Speisekarte vorgestellt: Woher kommt das Rezept, woher die Zutaten und was ist das Besondere daran. Man kann sagen, das Abendessen auf den Hurtigschiffen ist ein Fest! Und vergessen Sie nicht, die Zimtschnecken zu probieren. Noch bessere als auf den Hurtigschiffen haben mir übrigens im Det Lille Kaffekompaniet gegessen (einem netten und winzigen Café ganz in der Nähe der Talstation Fløibanen in Bergen) - und wir haben wirklich viele Zimtschnecken probiert auf unserer Reise.
 
Bergen ist der Ausgangspunkt der klassischen Hurtigruten-Reise und ich empfehle jedem, schon früher anzureisen und zwei oder drei Nächte dort zu verbringen. Auch wenn sie die regenreichst Stadt Norwegens sein soll, ist Bergen eine ausnehmend sympathische Mini-Metropole mit buntem Stadtbild und vollkommen relaxten Menschen (nun, letzteres gilt wohl fast für alle Norweger). Zu entdecken gibt es die nostalgischen Holzhaus-Viertel, in denen früher die Handwerker lebten. Heute sind sie hübsch renoviert, herausgeputzt und mit gepflegten Mini-Gärten versehen. Sich in diesen Sträßchen treiben zu lassen, macht mächtig Spaß, so im Viertel hinter der Fløibanen-Talstation oder auf der Halbinsel Nordnes. Kulturfans können aus dem Vollen schöpfen, vom UNESCO-geadelten ehemaligen Hanseviertel Bryggen bis zur hochkarätigen Museumsmeile am kleinen Stadtsee. Wanderer lassen die Bahn auf den Fløyen, den Hausberg, links liegen und erklimmen ihn zu Fuß, oder aber man unternimmt, oben angekommen, die ungemein aussichtsreiche Wanderung vom Fløyen über den Blåmanen und den Rundemanen, die zu den sieben Bergen der Hansestadt gehören. Bergen ist eine junge, dynamische und doch gemütliche Stadt, da ist dann auch mal ein Regentag nicht weiter tragisch.
Und für Musikfans ist der Besuch bei Edvarg Grieg ein Muss. Am Stadtrand hat er sich sein hübsches Holzhaus über dem Wasser erbaut: Troldhaugen
 
Weitere Städte-Highlights auf der Strecke sind die Jugendstil-Stadt Alesund und Trondheim. Ist man wie ich in der Nebensaison unterwegs, hat man in Alesund einen ganzen Tag Zeit, die schöne Stadt am Wasser zu erkunden, auf den Hausberg Aksla gleich hinterm Zentrum mit famoser Sicht zu steigen, die Fassaden zu bestaunen, die Mole am Fischereimuseum entlang zu spazieren und eines der gemütlichen Cafés zu frequentieren (zum Beispiel das Racoon oder Draape Kaffehus).   
 
Großstädtischer präsentiert sich Trondheim. Großstädtisch wegen den breiten Straßen und großzügigen Plätzen - und bunt, mit den alten Speicherhäusern an der Nidelva und der Holzbrücke Gamle Bybroen, die die Zentrumshalbinsel mit dem Stadtteil Bakklande verbindet, wo sich viele der alten Holzhäuser erhalten haben. Heute sind individuelle Boutiquen, Cafés und Läden eingezogen. Hauptsehenswürdigkeit ist der gewaltige Nidarosdom, in dem der Nationalheilige Olaf ruht. Der Dom ist Hochgotik vom Feinsten und gerade die Westfassade kann ihre englischen Vorbilder nicht verleugnen. Ich habe dort einer Messe beigewohnt und war überrascht, wie anders und unkonventionell hier der Gottesdienst gefeiert wird. 
 

Doch sind es in erster Linie natürlich nicht die Städte, auf die sich die meisten Reisenden freuen, wenn sie ihr Hurtigruten-Schiff betreten. Es ist die Natur, es sind die Landschaft. Meine Highlights:
Die nächtliche Fahrt durch den Raftsund, alles in dunkles Blau getaucht, das Schiff gleitet fast lautlos durch das Wasser, an dessen Ufer langsam die verschneiten Berge vorbeiziehen. Der Schnee reflektiert den Schein des Mondes. Es herrscht totale Stille. Ein magischer und unvergesslicher Moment.     
 
Der Ausflug durch die Inselwelt der Vesteralen. Die Vesteralen sind lieblicher und weniger überlaufen als die benachbarten Lofoten. Schneebedeckte Berge, sanfte Hügel, kleine Dörfer und Bauernhöfe, Meeresarme, Seen, sprudelnde Wildbäche, dazwischen immer wieder die für Norwegen und Schweden so typischen Holzhäuser, kunterbunte Punkte in der Landschaft. 
 
Und doch, natürlich, auch die Lofoten mit ihrer majestätischen Bergwelt. Diese Szenerie muss man gesehen haben und auch hier lohnt ein organisierter Ausflug in jedem Fall.
 
Die Wanderung zum Torghatten bei Brønnøysund, ein berühmter Berg des Landes, durch dessen Fels ein gewaltiges Loch führt, durch das man hindurchwandern kann. Der Blick schweift weit über das Wasser mit den vorgelagerten winzigen Inseln. Und wieder einmal verwundert es nicht bei diesem Anblick, dass jedes etwas markantere Naturdenkmal des Landes mit Sagen und Erzählungen von Trollen, Elfen und Königen verbunden ist.
 
Ob man am Nordkap gestanden haben muss? Das muss jeder für sich entscheiden. Wir haben in Honningsvag lieber eine geführte Wanderung gemacht und den Blick auf die nördlichste Stadt Europas (ja, diesen Titel trägt nicht etwa Hammerfest sondern Honningsvag) und die umliegende faszinierende Meeres- und Gebirgslandschaft aus der Vogelperspektive genossen. Ein Traum!! Und hinunter ging's per Schlitten.


Fazit

Ich könnte diese Liste noch weiter ausführen, doch sind es auch ganz einfach immer wieder besondere Momente, die man an Bord erlebt, hält man nur die Augen auf: Wenn Lichtflecken über die Bergwelt ziehen, ein Sonnenstrahl aus der Wolkendecke bricht, überhaupt die sich stets wandelnden Lichtverhältnisse, die Sonnenauf- und Sonnenuntergänge mit ihren unfassbaren Farben ... ja, immer wieder die Farben (!), Schneeschleier, die über ein Gebirge brechen und im nächsten Augenblick von einem Himmel in zartem Blau abgelöst werden. Vielleicht vermitteln meine Fotos hier in diesem Bericht etwas von der immer wieder erlebten Magie, die ich hier versuche, in Worte zu fassen. Eine Magie, ein Zauber, der mich immer wieder neu und überraschend in den Bann zog. Und: Nicht immer muss ein Ausflug gebucht werden. Einfach an Deck sitzen, Berge, Meeresarme, vorbeiziehende Inseln und Sandbänke, Dörfer, wenn man Glück hat auch mal einen Seeadler an sich vorüberziehen lassen ... Sonne, Wind ... genau das macht eine Reise mit den Hurtigschiffen aus. Und vielleicht hat man dann auch noch die Klänge von Griegs Peer Gynt-Suite im Ohr ... Tipps für weitere Unternehmungen, das passende Hotel in Bergen, für eine Verlängerung der Reise - etwa in Richtung Sognefjord? Kontaktieren Sie mich gern - ich freue mich!


Herzliche Grüße und Ahoi! Ihr Andreas Maar

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