VENEDIG IM WINTER

Von Andreas Maar |11.11.2023

Venedig gehört nun wahrlich nicht zu den touristischen Geheimtipps unter Europas Städten – so möchte man meinen. Und doch gibt es zumindest einen „Geheimtipp“ was die optimale Reisezeit betrifft. Der Winter (den Karneval klammern wir hier natürlich aus) ist für all diejenigen Venedig-Besucher von besonderem Reiz, die selbst die berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Serenissima ohne Warteschlangen und Touristen-Selfie-Trubel erleben wollen. Ich war zweimal je eine knappe Woche in Venedig zur Winterzeit, einmal kurz nach den Weihnachtsferien, einmal mit Anreise am Aschermittwoch. Beide Male hatte ich das Gefühl, dass Venedig um diese Jahreszeit den Venezianern gehört. Die Stadt ist ruhig, auf unglaubliche Weise entschleunigend – und besitzt eine ganz eigene Atmosphäre. Es ist eine Zeit für Romantiker. Wenn morgendliche Nebelschleier oder eine milchige Wintersonne das Antlitz der alternden, stolzen Diva im Weichzeichner erscheinen lassen, dann kann man verstehen, warum viele Künstler, Maler wie Schriftsteller, immer wieder gerade im Winter in die Lagunenstadt kamen, um sich inspirieren zu lassen. Die harte Sommersonne ist ohnehin zu brutal für die bröckelnde Schönheit. Sie verträgt kein grelles, hartes Licht – wie eine alternde Diva eben. Im Licht des Winters aber, das einige Runzel und Falten verschleiert, ist sie bezaubernd und von wunderbar melancholischem Zauber.

Versteckte Schönheiten

Über die allseits bekannten Sehenswürdigkeiten "stolpert" man ohnehin. Es gibt aber auch weniger Bekanntes, das es zu entdecken gilt. 
Einer meiner Lieblings-Campi der Stadt ist der Campo Bandiera e Moro, wo auch Vivaldis Taufkirche steht. Wir saßen bei unserem ersten Winterbesuch dort bei Sonne vor einem Café, und obwohl der Platz nicht spektakulär zu nennen ist, war die Atmosphäre ein Traum ... und trotz der zentralen Lage vollkommen untouristisch.

Der Campo Santa Margherita ist an warmen Tagen und Abenden fest in studentischer Hand. Er liegt im Sestiere Dorsoduro und ist einer der wenigen Orte der Stadt mit einem gewissen Nachtleben. Im Winter findet das natürlich mehr in den zahlreichen Bars und Kneipen um den Campo statt. Mit den Studenten kommt man schnell ins Gespräch und erfährt Interessantes über das Leben in dieser Stadt.

Venedig ist eine Stadt der Kirchen. Meine Favoriten sind hier Santa Maria dei Miracoli (reinste und schönste Renaissance), San Zaccaria (mit einer wunderbaren "Sacra Conversazione" von Bellini) und San Sebastiano, von Veronese ausgemalt, wo man auch unbedingt in die Sakristei schauen sollte. Die Fresken in San Sebastiano sind Manierismus at its best!! 

Wo Venedig am ursprünglichsten ist

Ich wohne am liebsten in Cannaregio, jenem Sestiere, das in weiten Teilen noch nicht ganz dem Tourismus verschrieben ist. Mein Hoteltipp dort: das "Ai Mori d'Oriente" - ein Haus am Kanal zum wohlfühlen mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Venedig der Venezianer finder man - mehr noch als in Cannaregio - am äußersten Ende von Castello. Keine aufregenden Sehenswürdigkeiten, keine Gondeln, keine Masken made in Fernost ... dafür bunte Wäsche und Läden mit Alltäglichem für die Bewohner des Sestiere. Ein schöner Bummel, für den man sich allerdings viel Zeit nehmen muss.

Dann ist da natürlich die Lagune, ohne die Venedig nicht existieren würde, lebte es doch von jeher mit und vom Meer. Alle fahren nach Murano und Burano. Schöner - und ruhiger - sind Torcello, die Friedhofsinsel San Michele, San Lazzaro degli Armeni (mit Führung durch das Kloster) und - mein favorite - San Francesco del Deserto. Für einen Besuch der Insel muss man sich allerdings anmelden und wird per Privatboot von Murano aus auf die einsame Klosterinsel gebracht. Einer der Mönche führte uns durch sein Reich - ma solo in italiano. Ein Hort der Weltabgeschiedenheit!

Palazzi, Palazzi, Palazzi ...

Natürlich besichtigt man den Dogenpalast, wo besonders die "segreti"-Tour zu empfehlen ist, wo man etwa in die Bleikammern und andere Teile des Palastes kommt, die sonst für Besucher unzugänglich sind. 
Weit weniger oft besucht wird der Palazzo Querini-Stampalia. Im Adelspalast gibt es ab und an - auch im Winter - Abendbesichtigungen mit klassischen Kammerkonzerten. Man flaniert durch die Räume und hört wunderbare Musik, die mit den üblichen Touristenkonzerten mit altbekannten Vivaldi-Klängen in diversen Kirchen nichts zu tun hat. Ein Highlight der venezianischen Kunst ist im Palazzo zu entdecken: Bellinis ganz intime "Darbietung im Tempel".

Die österreichische Kaiserin Elisabeth bringt man nicht zwangsläufig mit Venedig in Verbindung. Doch da Venetien lange Zeit zum österreichischen Kaiserreich gehörte, hatte sie auch hier eine Residenz. Die Kaiserapartmentssind Teil des Correr-Museums am Markusplatz und wurden vor nicht allzu langer Zeit aufwändig renoviert und für Besucher geöffnet. Unvorstellbar, dass hier früher Büros untergebracht waren! Sisi-Apartments gibt's also nicht nur in Wien.

Eindrucksvollen Barock bieten die Säle in der Ca'Rezzonico, die von niemand Geringerem als Tiepolo ausgemalt wurden. Der Palazzo ist einer der wenigen öffentlich zugänglichen am Canal Grande.

Fischmarkt, jüdische Restaurants und ein überaus sehenswertes Krankenhaus

Zugegeben - der Fischmarkt unweit der Rialto-Brücke ist kein Geheimtipp, aber trotzdem immer wieder schön!
Sehr sehenswert ist auch das jüdische Ghetto (ghetto nuovo - das witzigerweise das älteste ist, ghetto vecchio und novissimo), ein besonderes Viertel mit jeder Menge authentischen koscheren Restaurants. Es gibt Führungen zu einigen erhaltenen Synagogen, die von außen als solche nicht zu erkennen sind. Sehr interessant!

Neben der Kirche Santi Giovanni e Paolo prunkt die Fassade der ehemaligen Scuola Grande di San Marco - heute das Krankenhaus der Stadt. Bitte nicht vorbeigehen, sondern rauf in den ersten Stock, wo der Renaissance-Prunksaal einen wahren WOW-Effekt auslöst. Kostenlos ist der Besuch obendrein noch.

Die Serenissima von oben

Schöner als der Blick vom Campanile von San Marco ist für mich das Panorama vom Kirchturm von San Giorgo Maggiore, dem Meisterwerk Andrea Palladios. Per Lift geht es in luftige Höhen, und die Sicht über Lagune und Stadt - sowie bei klarem Wetter zu den Alpen - ist einfach überwältigend!

Doch auch an der vielbesuchten Piazza San Marco gibt es ein Highlight, das nur wenige kennen: Mit Vorreservierung kann man das Innenleben des berühmten Uhrturms besichtigen, wo oben auf dem Dach die Mohren die Stunden schlagen. Eine ganz andere und ungewohnte Perspektive auf den Platz tut sich auf. 

Fare la passeggiata der Venezianer

Ganz toll zum Bummeln und Falnieren bei sonnigen Wetter sind die Zattere in Dorsoduro, wo auch zahlreiche Lokale mit Blick auf die Giudecca auf Sonnenhungrige warten.


Fazit

Ich hoffe, ich konnte Sie mit meinen Tipps für einen winterlichen Besuch in Venedig begeistern. Ich freue mich auf Ihren Anruf. Gerne bin ich Ihnen mit weiteren Empfehlungen behilflich. Ich kenne diverse Hotels (auch für den schmaleren Geldbeutel gibt es wahre Perlen), schöne Restaurants und habe auch weitere Sightseeing-Vorschläge zu bieten. So wünsche ich schon jetzt ... BUON VIAGGIO!!


Ihr
Andreas Maar
Weilhemer Reise Service
Eisenkramergasse 1
82362 Weilheim
Tel.: 0881-1062

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