TUNESIEN - kleines Land, groß in Kultur: Antike trifft Orient

Von Andreas Maar |17.04.2024

Bei Tunesien denken die Meisten wohl an erschwinglichen Badeurlaub - all inclusive. Gewiss, die Strände gehören zum touristischen Kapital des Landes. Doch der Reiz der unglaublich vielseitigen Landschaften und des geschichtlichen und kulturellen Reichtums erschließt sich dem Besucher nur, begibt man sich auf ausgiebige Entdeckungsreise durch dieses faszinierende Land. Eingezwängt zwischen den riesigen Nachbarn Algerien und Libyen ist Tunesien gerade einmal etwas doppelt so groß wie Österreich - und damit der kleinste der Maghreb-Staaten. Umso mehr erstaunt hat mich die Fülle an Sehenswertem, die ich hier während meiner über 14 Tage Studienreise zu sehen und erleben bekommen habe. Vereinfacht kann man sagen: Der Norden besitzt den kulturellen, der Süden den landschaftlichen Schatz. 9 UNESCO-Welterbe-Stätten hat das Land zu bieten. Kein Wunder, denn die Völker, die hier ihre Spuren hinterlassen haben, sind zahlreich: Phönizier, Römer, Byzantiner, Araber, Spanier ...

Meine Reiseroute ...

Geschichte über 13 Jahrhunderte: Tunis, quirlige Metropole zwischen chaotisch-buntem Souk-Flair der Altstadt und pariserischen Boulevards und Kolonialbauten der Neustadt, ist keine Schönheit im eigentlichen Sinn. Wer sich aber auf Entdeckungsreise begibt, wird auf den zweiten Blick schnell die Faszination dieser nicht für den Touristen herausgeputzen Stadt spüren können. Auf einer der Teeterrassen hoch über dem Souk-Viertel mit Blick über das Dach-Wirrwarr zu sitzen und den Rufen der Muezzin zu lauschen, die sich wie ein Klangteppich über der Stadt ausbreiten ... das schafft Erinnerungen, die Reisen ausmachen. Wir tauchen ein: Streifzüge durch die fremde Welt der Basare, zwei Nächte in einem ehemaligen Herrscher-Palast mit lauschigem Innenhof und natürlich der Besuch im Bardo-Museum, wo die weltgrößte Sammlung römischer Mosaike zu bestaunen ist. Ich stehe staunend vor den zumeist unglaublich perfekt erhaltenen antiken Puzzles des 2. und 3 Jahrhunderts für die Villen der römischen High Society geschaffen - und verliere mich in Göttergeschichten und römisches Alltagsleben, in triumphale Siege über die Feinde Roms und fastasievolle Arabesken. Stunden kann man hier im 2023 neu eröffneten Museum verbringen. Es gibt so viele Mosaiken, dass die Böden des Museums damit gepflastert wurden, über die wir als Besucher marschieren, ohne dass sie geschützt werden würden.
 
Vor den Toren der Hauptstadt liegt das antike Karthago mit seinen eher spärlichen Ruinen. Die Kultur der Phönizier, Erzfeind Roms, ging mit den drei Punischen Kriegen zu Ende, aber nicht ihr Mythos, dem man nicht nur in Karthago nachspürten kann. Die Römer bauten auf den Ruinen ihrer Feinde ihre eigenen Tempel, Thermen, Villen ... In Bulla Regia steigen wir in "Souterrain-Häuser" mit wunderschönen Innenhöfen hinab - natürlich mosaikverziert, die aus Schutz vor der Hitze in den Boden gebaut wurden. Faszinierend! Die ausdrucksstarken Mosaike sind erhalten wie am Tag ihrer Entstehung. In Sbeitla haben auf dem Forum gleich drei Tempel nebeneinander - für Jupiter, Juno und Minerva - und eine Triumphpforte die Zeiten überdauert .. und die antike Schönheit Dougga wurde inmitten sattgrüner Hügel auf einem Felsplateau errichtet: Landschaft und Architektur gehen eine perfekte Symbiose ein. Was ein Ort! Geklotzt wurde in El-Djem mit der immer noch beeindruckenden Arena, dem drittgrößten Amphitheater der römischen Welt. Das Bauwerk bildet den Mittelpunkt der heute modernen Stadt.
Je tiefer es in den Süden geht, desto biblischer werden die Landschaften. Wir fahren mit Geländefahrzeugen zu Wanderungen in klatschgrünen Bergoasen inmitten majestätischer Felskulissen mit Canyons und Wasserfällen, erkunden mit Pferdekutschen die Dattelpalm-Oasen mit ihren gigantischen Ausmaßen (die größte besitzt 600 000 Dattelpalmen!), begeben uns von der Oase Douz aus zu den Ausläufern der Sahara mit dem hier hellgelbem Sandmeer und durchqueren die endlos scheinenden Weiten des Schott el-Djerid, seines Zeichens größter Salzsee der Sahara, der wie eine weite, blendende Schnee-Ebene vor uns liegt.
Der tiefe Süden ist Berber-Region - und stellt mein landschaftliches Highlight der Reise dar. Die unwirkliche Schönheit der Landschaft wussten schon zahlreiche Regisseure zu schätzen. "Der englische Patient" oder "Star Wars" sind die berühmtesten Streifen, für die der Süden Tunesiens die Szenerie bot. In Matmata erkunden wir die unterirdischen Wohnhöhlen der Berber. Sie boten Schutz vor der Hitze im Sommer, sowie vor der Kälte im Winter. Die schönsten Berberdörfer befinden sich im Umkreis der Stadt Tataouine. Speziell in Chenini habe ich mich verliebt. Am späteren Nachmittag streifen wir ganz allein durch die Lehmruinen der verfallenen Oberstadt - grandiose Fernblicke in die unwirtliche Landschaft inklusive. Mit ihrem strahlendem Weiß setzt die Moschee einen Akzent zum tiefen Blau des Himmels. Ein magischer Ort, ein Ort für die Seele! - Einzigartig ist die Architektur der Speicherburgen, Ksar (Mehrzahl Ksur) genannt. Es sind befestigste, burgartige Vorratslager mit bis zu vier Stockwerken. Um die 150 gibt es im Süden Tunesiens, die wenigsten sind noch gut erhalten. Aber einige nun eben doch, etwa der stattliche Ksar Ouled Soltane. Wow! Wir dürfen sogar in einem als kleinen Hotel umgebauten Ksar nächtigen. Der Luxus ist hier freilich zweitrangig, was zählt sind Originalität und Atmosphäre. Und die gibt's reichlich. Die zwei Nächte hier waren ein Erlebnis!  
 
Aus dem tiefen Süden geht es dann wieder in Richtung der Küsten des Nordens. Es wird wieder grüner, endlose Olivenbaumplantagen erinnern mich an den Süden Spaniens. Dann kommt Kairouan in Sicht, viertheiligste Stadt des sunnitischen Islam. Die große Moschee beeindruckt mit der Strenge ihrer Architektur, der Spaziergang durch die Gassen der Altstadt ist Freude pur und in diversen Heiligtümern verzaubern mich die Arabesken des Stucks und der Kachel-Kunst. Dazu die passende Unterkunft: Das Hotel "La Kasbah" ist für uns die geniale Bleibe in Kairouan - 1001 Nacht also auch im Hotelzimmer.    
 
Das einzig Negative ist der Plastikmüll, der vor allem im Norden überall herumliegt (die Berber des Südens scheinen umweltbewusster zu sein). Plastikflaschen und blaue Tüten allerorten - außer bei den Sehenswürdigkeiten. Sehr schade!

Für die Verlängerung ...

Wer keinen klassischen Badeurlaub im eigentlichen Sinn anschließen möchte, ist mit dem ehemaligen Künstlerort Sidi Bou Said, dem reizendsten Vorort der Metropole Tunis, hoch über dem Meer thronend, sehr gut aufgehoben. Die weißen, kubischen Häuser mit den blauen Gittern und Türen erinnern an die Kykladen, wären die Minarette nicht. Ich habe in einem ganz entzückenden kleinen Hotel in der Altstadt gewohnt. Klee und Macke waren hier und haben Sidi Bou Said berühmt gemacht. Wer ihre hier entstandenen Bilder im Kopf hat, wird erstaunt sein: da erkennt man doch auch nach über hundert Jahren noch so Einiges wieder, ohne die Fastasie bemühen zu müssen.
Will man doch lieber Stranderholung nach den ganzen Besichtigungen (denn zum Baden ist Sidi Bou Said nicht unbedingt der Brüller) empfehle ich Hammamet. Auch hier habe ich in einem stilvollen Haus direkt am Strand gewohnt, nur etwa eine halbe Stunde Spaziergang von der Idylle der Altstadt entfernt: Famoses Essen (kein all inclusive), exzellenter Service, wunderbare (weder protzige noch klobige) Architektur, Infinitiy-Pool - kurz: ein perfekter und individueller Ort zum Runterkommen ohne Massen-Abfertigung.


Fazit

Dass Tunesien so viele unterschiedliche, bunte und spannende Facetten zu bieten hat, hätte ich mir bei der Vorbereitung auf diese Reise nie gedacht. Allein der Wechsel der Landschaften, reist man von Nord nach Süd, ist beeindruckend und überraschend. Gerne bin ich Ihnen bei der Suche nach ihrem persönlichen Tunesien-Urlaub behilflich; ob nun ausführliche Studienreise, wie ich sie gemacht habe, oder Badeaufenthalt mit diversen Möglichkeiten für Ausflüge. Ich bin mir sicher, dass nach Ihrer Reise nicht nur die Strände in lebhafter Erinnerung blieben werden , sondern ein farbenfroher Bilderreigen zwischen Meeresküsten, Römer-Relikten, Oasen, Speicherburgen und den Weiten der Sahara ...


Herzliche Grüße,
Ihr
Andreas Maar

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