Alentejo - das vergessene Portugal

Von Andreas Maar |02.12.2023

Das Alentejo umfasst etwa ein Drittel Portugals. Dabei leben gerade einmal 5% aller Portugiesen in diesem touristisch noch weitgehend unentdeckten Flecken Südeuropas. Wer also Einsamkeit liebt, unverfälschte Natur und Küsten ohne Bettenburgen, menschenleere Strände und eine hügelige Landschaft mit Korkeichen und Olivenbäumen, dazwischen einfache, verschlafene Dörfer stolz von Burgen überragt, der ist hier goldrichtig, Und nicht zuletzt ist das Alentejo auch eine Genuss-Region!

Rota Vicentina - auf dem Fischerweg dem Ende Europas entgegen

Mein persönliches Highlight der drei Alentejo-Wochen war die 9tägige Wanderung entlang der Küste von Porto Covo bis zum südwestlichsten Punkt Europas, dem Cabo de Sao Vicente - Rota Vicentina genannt. Ich hätte mir nie gedacht, dass es im südlichen Europa noch einen so langen Küstenstrich gibt, der so wenig touristisch geprägt ist. Der Grund dafür dürfte sein, dass sich die Alentejo-Küste relativ rau präsentiert. Surfer sind hier gut aufgehoben, der klassische Badetourist muss auf die sanftere Algarve ausweichen. Die Strände, die wie Perlen an einer Schnur jede Etappe begleiten, sind goldgelb und zumeist unberührt. Die Küstendörfer haben ausschließlich kleine Hotels oder Privatunterkünfte und jedes präsentiert sich mit seinem ganz eigenen Charme. Spektakuläre Sehenswürdigkeiten gibt es nicht, das Leben verläuft langsam, der Fisch kommt in einfachen aber ehrlichen Gaststätten fangfrisch und ohne Schnickschnack auf den Tisch.
Der Star jeder Etappe ist die Natur. Die Klippen-Landschaft durchziehen oft sandige Wege, man sieht Störche über der tosenden Brandung nisten. Im Frühjahr zeigt sie sich natürlich im schönsten Blütenkleid, ist aber auch im Herbst noch erstaunlich grün. Die allgegenwärtigen Mittagsblumen blühen dann zwar nicht, ihr Grün weicht aber dann einem intensiven  Dunkelrot - ein überaus fotogener Farbkontrast.
Wir erlebten Ausblicke und Momente von Schönheit und Stille, von Anmut und Harmonie. Man läuft über einen Höhenrücken, plötzlich kommt das Meer in Sichtweite. Der Blick schweift und man meint, sich im Jahrhundert verirrt zu haben. Keine Zeugen unserer technisierten Welt stören die Szenerie, die seit Jahrhnderten sie selbe ist. Diese Blicke sind Geschenke. 
Die Tour kann bequem mit Gepäcktransport und vorreservierten Unterkünften gebucht werden - individuell oder in der Gruppe mt versiertem Wanderguide. Ganz nach Lust und Laune.

Slow Travel im Landesinneren

Einen größeren Gegensatz zur Nachbarregion, der Algarve, kann man sich kaum vorstellen. Während an der Südküste der Massentourismus mancherorts die Szenerie prägt, präsentiert sich die meist hügelige Landschaft des Alentejo-Hinterlands von einer fast unwirklich erscheinenden Stille und Ursprünglichkeit. Die Dörfer mit ihren Burgen erstrahlen in hellem Weiß und setzen markante Punkte in das archaisch-meditative Bild der Landschaft. Das Alentejo ist nichts für Schnellreisende, die kulturelle Highlights abhaken wollen, nichts für Abenteuerlustige oder Nachtschwärmer, denn mit Ausnahme von Evora ist das abendliche Angebot auch in den größeren Städten (und viele gibt es davon nicht) eher übersichtlich zu nennen. Wohl fühlen sich hingegen Naturliebhaber, Genussmenschen und Freunde des Unverfälschten. Zudem befinden sich im Alentejo einige der schönsten Pousadas Portugals.

Dorfidyllen und UNESCO-Stätten

Wir starteten unsere Mietwagen-Tour von der Algarve ausgehend über das reizende Dorf Mertola nach Beja, wo die prächtige Pousada in einem ehemaligen Kloster den Reisenden empfängt. Das ehemalige Kirchenschiff ist die feudale Lobby der Unterkunft. Ein Schlemmer-Paradies ist das Altstadt-Restaurant "Os Infantes" (mit sehr freundlichem Service; wir waren gleich zweimal dort!).
Ein Ausflug lohnt in die Orte Serpa (mit beeindruckendem Aquädukt) und Moura.

Salzburg in Portugal? Aber sicher - wenn auch ohne Festspiele! Nichts anderes als "Salzburg" bedeutet nämlich der Name Alcacer do Sal,  ein hübsches Städtchen in Meernähe und definitiv einen Abstecher wert. Hoch über den Dächern thront die Pousada, ein gelungener und architektonisch sehr positiv aus dem Rahmen fallender Mix aus alten Mauern und kühl-minimalistischer Moderne.    

Evora - mit UNESCO-geadelter Altstadt - ist das unbestrittene kulturelle Zentrum der Region. Grandios: Der Panoramablick vom Dach der romanischen Kathedrale. Die Geschichte der Königsstadt begegnet dem Besucher auf Schritt und Tritt. Die alte Historie zeigt sich etwa an den Resten des Diana-Tempels ... und gleich daneben wieder eine tolle Pousada, auch sie hinter ehemaligen Klostermauern. Das Frühstück wird im Kreuzgang eingenommen im Ambiente feinster manuelinischer Dekorationskunst.
Berühmt ist weiters die morbide Knochenkapelle, weite Plätze laden zum Sonnenbaden oder auf eine Kaffeepause mit "Pasteis de nata" ein, der süßen Versuchung No. 1 Portugals. Es gibt jede Menge interessanter Museen und barocke Kirchen und eine vielseitige - und preiswerte - gastronomische Szene. Fazit: genügend Gründe für einen auch längeren Aufenthalt in der sympathischen Stadt. Und ja ... das Essen ist mir immer wichtig: "Origens" und das urige "O Templo" (Besitzer Vasco ist mindestens so originell wie sein Lokal) heissen meine Evora-Restaurant-Favoriten - beide mit bester Alentejo-Küche. 

Ein Dorf-Idylle ist Monsaraz, für mich das schönste Dorf des  Alentejo. Von den Burgmauern schweift der Blick über die immense Weite hin zu den glitzernen Wassern des Stausees, an dessen Ufern auch Mourao liegt, das es mit Monsaraz allerdings nicht aufnehmen kann.
Mein Pousada-Höhepunkt erwartete mich in Estremoz. Sie befindet sich innerhalb der Burgmauern hoch über der Stadt und der Blick vom Bergfried ist wirklich atemberaubend. König Diniz ließ den Burgpalast für seine Gemahlin Isabel erreichten. In der Barockzeit wurde er umgestaltet. Ein Aufenthalt dort ist ein echtes Erlebnis, die Küche ausgezeichnet.
Nicht weit für einen Ausflug ist es nach Elvas mit seinem gewaltigen Aquädukt. Die imposanten Festungsanlagen sind UNESCO-Welterbe. In Vila Vicosa  ist das riesige Jagdschloss der Braganca, einstige Königs-Dynastie des Landes, eine Besichtigung oder zumindest einen Stopp wert. Und eine Perle ist auch der Weiler Evora Monte - auch hier: Weitblick, Burg ... das Alentejo bleibt seinem Motto treu.

Und ganz im Norden des Alentejo gibt's dann noch einmal zwei Bilderbuchschönheiten inmitten des Naturparks Serra de Sao Mamede: Castelo de Vide und - theatralisch wie ein Adlerhorst auf einem Felsrücken thronend - Marvao. Burgenromantik pur in beiden Orten!


Fazit

Drei Wochen war ich unterwegs in dieser authentischen Region - die perfekte Kombi von Natur/Wandern und Kultur. Gern stelle ich Ihnen eine Mietwagen-Tour zusammen oder berate Sie bezüglich der faszinierenden Küsten-Wanderung der Rota Vicentina.


Boa Viagem!

Ihr
Andreas Maar

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