Nordnorwegen

Von Jeannette Großeit |05.09.2022

Hurra, nur knapp 3 Stunden Flug und es eröffnet sich eine völlig neue Welt.

Bereits der Landeanflug durch die Berge, über das Meer nach Tromsø lässt mich die Augen aufreißen und aufgeregt blinzeln. Es geht gemütlich zu auf dem Flughafen. So habe ich innerhalb weniger Minuten mein Gepäck und Auto und fahre in die Innenstadt. Dort parke ich das erste Mal in einer norwegischen Tiefgarage. Ein riesiger Stollen in den Berg hineingearbeitet. Wunderbar kühl bei den außergewöhnlich warmen 20°C Außentemperatur. Ich bummle durch die Innenstadt, am Hafen entlang und schließe den Abend in einem der urigen Restaurants.

Der nächste Morgen führt mich Richtung Westen auf die Insel Kvaløya entlang der Straße 862. Ich bestaune die hohen Berge an deren Anstiegen weiße Schneemengen leuchten. Diverse Wasserfälle und Flussläufe bringen das Wasser in die Täler und zurück in das Meer. Ich sauge die klare Luft und die wunderbaren Bilder ein und hoffe sie hervorzaubern zu können, sobald ich wieder zu Hause bin.

Die erste Fähre von Brensholmen nach Botnhamn spült mich auf die Insel Senja. Ich folge weiterhin der 862. Unglaublich windet sich die Straße an Bergen und Küste entlang. Immer wieder halte ich um unvergessliche Bilder zu schießen. Ein Abstecher soll mich an den Fuß des Berges Segla bringen. Ungläubig halte ich vor einer unbeleuchteten Tunneleinfahrt und überlege zusammen mit einem bereits haltenden Autofahrer, ob dieser befahrbar sei. Da braust uns in einer gewaltigen Staubwolke ein italienisches Fahrzeug entgegen und beendet unser Zaudern. Im einspurigen, unbeleuchteten Stollen ist mir während des ersten Kilometers ein wenig mulmig zumute. Langsam gewöhne ich mich an die Umgebung. Nach den ersten zwei Autos im Gegenverkehr fängt mich das Tageslicht nach 3,8 km wieder ein. Die weiteren, spärlich beleuchteten, ebenfalls einspurigen Tunnel durchfahre ich bereits mutig ohne weitere Überlegungen.

Am Segla angekommen, schnüre ich meine Wanderschuhe und starte durch ein kleines Birkenwäldchen. Der Wegweiser zeigt mir die Richtung und nur 1,9 km. Ich denke skeptisch an die als anstrengend gekennzeichnete Beschreibung und sehe in die hochroten Gesichter bedeutend jüngerer Wanderer, welche mir bereits entgegenkommen. Der größtenteils ansteigende Weg ist sorgfältig gekennzeichnet und treibt mir nach wenigen Minuten die Schweißperlen ins Gesicht. Nach 1200 m verpuste ich auf halber Höhe mit bereits grandiosem Ausblick auf den Mefjord und beschließe, die letzten Meter zum Gipfel beim nächsten Mal zu absolvieren. Am Fuße des Segla pausiere ich in einem kleinen Restaurant und trete die Weiterfahrt nach Hamn an. Diese schlängelt sich wieder entlang der Küste Senjas. Mein norwegenverliebter Blick empfindet diesen Abschnitt als einen der schönsten, welchen ich bislang befahren habe. Natürlich leistet die besondere Stimmung, abends um 22 Uhr, taghell, gemütlich, fast ohne Gegenverkehr, einen besonderen Beitrag.

Meine Unterkunft liegt auf einer kleinen Insel und bietet mir aus meinem Bett heraus einen unbeschreiblichen Blick auf das Meer und kleinere vorgelagerte Inselchen. Stündlich erwache ich um die kurze Nacht bewusst in mich einzuatmen. Gegen 01.30h sehe ich den roten Sonnenball zwischen zwei Hügeln auf der Meeresoberfläche aufsteigen. Dieses Schauspiel lässt mich glücklich in mein Kissen sinken und bis zum Weckerklingeln durchschlafen.

Am nächsten Morgen lacht die Sonne bereits beim reichhaltigen Frühstück, bevor es auf die Fähre geht. Von Gryllefjord fahre ich nach Andenes auf die Insel Andøya. Walfreunde wissen bereits, dies ist der Ort von welchen aus, fast garantierte Walbeobachtungen das ganze Jahr über möglich sind. Durch die tiefen Wasserverhältnisse kurz vor der Küste ist es möglich, die Pottwalmännchen zu jeder Jahreszeit dort zu sichten. Im Winter kommen weitere Walarten hinzu.
Ich besuche das Walmuseum und fahre mit anderen Walbegeisterten hinaus, um die riesigen Säugetiere auftauchen zu sehen. Tatsächlich dürfen wir mehrere Male erst Blas und später die Fluke mehrerer Tiere bewundern. Allen nicht ganz so seefesten Walfreunden sei versichert – es gibt ausreichend Tüten an Bord. Aber es lohnt sich in jedem Fall.
Nun führt mich mein Weg aus Andenes heraus, an der Küste der Insel Andøya entlang. Bevor ich in einer kleinen Unterkunft in Marmelkroken übernachte, laufe ich am Strand entlang und lasse mir den feinen Regen, welcher inzwischen eingesetzt hat, ins Gesicht rieseln.
Mein Tag darf beim Abendessen mit staunendem Blick über einen See, in einem kleinen Restaurant in der Nähe meiner Unterkunft ausklingen. In meinen Gedanken spiegeln sich die Erlebnisse der letzten Stunden und Tage und fast demütig erlebe ich den Durchbruch der Sonnenstrahlen welche gerade die Regenwolken vertreiben.

Der kommende Fahrtabschnitt leitet mich von den Vesteralen in das Dividalen- Tal.  Faszinierend er-fahre ich – bis auf wenige Ausnahmen – die Straßenführungen entlang des Wassers. Die Brücken ähneln sich in der Art ihrer Bauweise. Aber manche sind doch besonders steil, so dass sich beim Abwärtssausen bei sagenhaften 60km/h ein leichtes Kribbeln im Bauch einstellen kann. Die Radfahrer haben besonderen Spaß beim Hinauffahren.
Entlang der E10 erblicke ich in der Ferne Narvik. Einzelne Hinweistafeln entlang der Strecke erzählen von der gemeinsamen norwegisch/deutschen Vergangenheit am Ofotfjord. Von dort schweift mein Blick über die wundervolle Komposition von Wasser, Berge und Urbanisation.
Ich biege auf die E6 Richtung Norden ab. In Tennevoll übernachte ich wieder am Wasser. Dieses Land scheint nur aus Fjorden und Bergen zu bestehen – denke ich beim Frühstücken und verstecke diese Bilder wieder in einer neuen Schublade meines Gedächnisses.

Auf, zurück nach Tromsø. Ich beschließe die letzte Nacht ohne Dunkelheit auszukosten und plane eine Nachtwanderung. Nach der Ankunft in Tromsoe stärke ich mich in einem der vielen guten Restaurants und besuche die älteste Kneipe Tromsøs  - die Macks Brauerei. Hier wird norwegisches Bier aus 72 verschiedenen Zapfhähnen serviert. Da ich keine Biertrinkerin bin, genieße ich die Atmosphäre des Pubs bei einem artfremden Getränk und kann mir bildhaft vorstellen wie hier in früheren Jahrzehnten die Seefahrer, Fischer, Bauern  und Einwohner ihre Geschichten ausgetauscht haben. 20 Uhr mache ich mich mit einem ortskundigen Guide auf in die letzte norwegische Nacht.
Wir schlendern an einem kleinen Fischereihafen entlang, erwandern diesen und jenen Hügel, natürlich an einem See vorbei und versuchen dann an der Küste angelangt Grönland zu erblicken. Allein für diesen nächtlichen Ausblick hat sich die gesamte Reise gelohnt.
Auf dem Rückweg nasche ich an den wildwachsenden Multibeeren, welche frisch gepflückt noch viel aromatischer erscheinen als kombiniert mit süßer Schlagsahne in der typisch norwegischen Nachspeise.
Fast am Auto angelangt, erstarren wir beim Anblick großer Rentiergeweihe, welche aus dem für mich hüfthohen Gras, herausblitzen. Leise bewegen wir uns langsam weiter um die riesigen Tiere zu bewundern bis sie sich gemütlich durch den Vorgarten eines norwegischen Hauses wieder in die Einsamkeit verabschieden.  Auf halber Rückwegstrecke halten wir noch einmal. Wir sitzen am Strand, essen unsere Sandwiches, trinken Tee und Kakao und horchen beim sanften Plätschern der Wellen in die Nacht.
Am nächsten Morgen ziehen wir unsere Koffer in Richtung Flughafen und verabschieden uns bei strahlenden Sonnenschein von Norwegen.

Farvel fantastisk Norge!

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