Namibia - Land der Gegensätze

Von Vicki Mitsios |16.05.2015

Frankfurt Flughafen im Januar - eine dicke Winterjacke, Schal, Mütze, Handschule und ich friere noch. Meinen Trolley ziehe ich durch den Schnee: -10°C. Ich habe das Wetter  satt.
Eine Flug-Nacht später stehe ich in meinem dicken Winterstiefeln bei 30°C mitten in Windhuk. Vor mir steht ein Schild mit der Aufschrift "Reiterdenkmal", neben mir ein "Kindergarten", "Bismarck-Straße" und eine "Luisen-Apotheke". Einen Augenblick frag ich mich, wo ich hier bin. "Mitten in Afrika" - wird sich in den nächsten Tagen herausstellen. 
Wir fahren durch die karge Weite Richtung Swakopmund. Das Städtchen zeigt sich klein, ruhig, vielseitig und... deutsch. Die Straßen sind penibel sauber. Und hier es ist frisch. Das Meer rauscht und zittert. Hohe Wellen brechen sich am Strand, aber 2-3 Mutige stürzen sich trotz 18°C Wassertemperatur in die Fluten. Im deutschen Brauhaus genehmigen sich Gäste ein "Erdinger Weißbier", doch ich ziehe ein "Windhuk Lager" vor - wie bemerkt nach deutschem Reinheitsgebot. 
Wir verlassen das Städtchen in Richtung Walfischbucht. Auf unserer anschließenden Bootstour erleben wir unendlich viele Seehundbänke, springende Delphine und fliegende Pelikane. Bei frischen Austern genießen wir die grandiose Kulisse der rotstrahlenden Namib-Wüste am Horizont. Und dann wollen wir genau dort hin. Mit unserem Bus erreichen wir die Düne 7, einen roten riesigen Sandkasten, der tolle Ausblicke auf die Namib verspricht... Aber das Erklimmen dieser über 100 Meter hohen Düne erweist sich als harte und schweißtreibende Arbeit, die jedoch einen riesen Spaß mit sich bringt, wenn wir immer wieder und wieder in den warmen roten Sand einsinken. Völlig erschöpft geben wir entweder auf oder schaffen es tatsächlich die Namib von oben zu sehen. Es soll sehr beeindruckend gewesen sein ;-)

In den nächsten Tagen verlassen wir die Küste und erleben die kitschige Farbenwelt Nambias und die endlose Weite, eine fabelhafte Tierwelt in verschiedenen privaten und staatlichen Wildreservaten. Landschaft und Klima scheinen sich unterwegs fast stündlich zu verändern: Tausende Granitfelsen und -blöcke mit prähistorischen Felszeichnungen - das erongo Gebirge - der Grand Canyon Afrikas - die Ugab Terrassen mit dem Fingerclip, dem steil aufragenden Felsen der in der Ferne in den Himmel empor ragt, die flache Steppe und das "Matterhorn Afrikas" - die Spitzkoppe - kleine Örtchen wie Omaruru und Otjo, in denen traditionell gekleidete Himba- und Herero-Frauen im deutschen Supermarkt einkaufen gehen. Wir übernachten in spektakulären Lodges, die alle einzigartig erscheinen, erfreuen uns an grandiose Ausblicke auf die afrikanische Weite (z.T. direkt vom Bett aus), genießen fantastisches Essen und lauschen dabei der afrikanischen Geräuschkulisse. 
Und dann ruft die Etosha. Wir sind aufgeregt. Es wird heiß und schwül und wir bemerken, dass wir uns jetzt in den Tropen befinden. Ab dem Örtchen Otjo, taucht sich die Landschaft in ein saftiges Grün. Von unserer Lodge hoch auf einem Hügel genießen wir einen großartigen Blick in die grüne Ferne. Hier werden wir einige wunderbare Sonnenuntergänge und spektakuläre Gewitter beobachten. Einige km weiter nördlich ändert sich die Kulisse. Plötzlich ist es karg, der Boden steinig und rissig. Wir durchfahren das große Tor mit der Aufschrift "Etosha". Der Name allein erweckt in mir schon seit unzähligen Jahren ein Gefühl von Freiheit, Ursprung und Abenteuer. Ich kann es kaum fassen endlich hier zu sein. In Schrittgeschwindigkeit passieren wir im Jeep das Tor und blicken nervös herum. Im offenen Geländewagen malen wir uns die wildesten Geschichten von brüllenden Löwen, trampelnden Nashörnern und zornigen Elefanten aus, doch es ist ruhig. Wo sind die Tiere? In der Nacht zuvor hatte es hier stark geregnet, die angelegten Wasserlöcher werden nicht zwingend zum Überleben gebraucht, also verstecken sich die "Big 5" leider tief in den Bergen. Wir sind etwas enttäuscht, doch wir entdecken die Faszination der Kargheit und der restlichen Tiere. Etliche hüpfende Springbock- , Antilopen- und Zebraherden kreuzen den Weg und geraten in helle Aufruhr als plötzlich eine Hyäne den Rudel umkreist und nachweislich Hunger zu haben scheint. Doch plötzlich gibt unser Fahrer Gas - ein Nashorn sei wenige km weiter gesichtet worden - doch leider sind wir zu spät und können nur noch die dicken Fußtapfen in einer matschigen Schlammpfütze erkennen. Ein großer Giraffen Bulle erscheint am Horizont. Wir sind fasziniert von der Leichtigkeit und der Grazie seiner Bewegungen. Langsam schreitet er mit riesigen, aber weichen Schritten voran, schaut er uns völlig uninteressiert an, stolziert gemächlich vor unseren Geländewagen über die Straße. Wir könnten Ihr ewig zuschauen. Im Laufe des Tages sehen wir noch unzählige Giraffen-Familien, an denen wir uns nicht satt sehen können. In der Ferne glitzert es weiß. Was ist das? Wasser? In dieser kargen Landschaft? Es ist Salz! Die riesige Etosha-Pfanne liegt vor uns. Die Sonne brennt und wir spüren das Salz auf der Haut. Weit und breit gibt es hier sonst nichts. 

Es ist unvorstellbar, dass wir schon am nächsten Morgen wieder zu Hause sein werden. Der Schnee liegt immer noch.

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