Namibia - Luxus der Weite
Von Martina Zaun |08.04.2015
Beim Namen Namibia dachte ich schon immer an unendlich weite
Landschaften, viele Tiere und Sanddünen soweit das Auge reicht. An Menschen in
traditioneller Tracht, die noch so leben, wie wir modernen zivilisierten
Menschen es uns heute manchmal wünschen, wenn wir vom Stress getrieben durch
unsere Großstädte hetzen.
Doch Namibia ist so viel mehr als nur das. Es ist ein Land
voller gegensätzlicher Natur, die sich innerhalb kürzester Entfernung
abwechselt, man könnte fast sagen, ein Minikontinent. Menschen verschiedener
Kulturen kommen hier zusammen. Von allen einheimischen Stämmen hat jeder seine
eigene Geschichte und Sprache. Doch auch deutsche Wurzeln sind hier noch zu
finden.
Unsere Reise beginnt in der Hauptstadt Windhoek, gelegen auf
einem Hochplateau umrahmt von einer wunderschönen Berglandschaft. Die Stadt
selbst mutet für europäische Verhältnisse eher klein und provinzialisch an,
doch ist es der wichtigste Dreh- und Angelpunkt Namibias, hier kommen alle
Fäden zusammen. Wirklich sehenswert ist die Stadt nicht, am besten fährt man
gleich nach Ankunft raus in die weite Berg- und Savannenlandschaft Namibias.
Zuerst sind die Straßen noch asphaltiert und es kommen immer
wieder Fahrzeuge entgegen. Doch kurz nach Okahandja, ca. 1 Std. nördlich von
Windhoek, beginnt Richtung Nordwesten schon die Sandpiste, leuchtend rot und
begleitet von grüner Savannen- und Graslandschaft. Es dauert nicht lange und
schon kreuzt eine Giraffe unseren Weg, lugt ein Oryx zwischen den Bäumen hervor
und Springböcke jagen durch die Gegend. Das Naturschutzreservat Erindi ist
nicht mehr weit entfernt und die Old Traders Lodge wartet mit einer luxuriösen
Unterkunft auf seine Gäste. Vor dem Abendessen gehen wir auf die ersehnte
Pirschfahrt, mit einem erfahrenen Ranger am Steuer der genau weiß, wo die Tiere
zu finden sind. Kaum sind wir losgefahren, schon stehen die ersten Giraffen
zwischen den Bäumen und schauen uns genüsslich kauend aus neugierigen Augen an.
Da jagt auch schon eine Zebraherde aufgeregt über den Weg. Eine Hyäne liegt
träge auf der Sandpiste, umrundet schnuppernd und argwöhnisch unser Gefährt.
Und dann kommen sie: zuerst sehen wir nur etwas Graues durch die Baumkronen
hervorlugen, doch dann – ganz langsam – tritt langsam und majestätisch eine
ganze Elefantenfamilie aus dem Gebüsch hervor. Zwei Junge sind dabei, einer
trötet fröhlich, während ihn die Eltern sachte anstupsen, um weiterzugehen. Wir
sind ganz ergriffen vom Schauspiel dieser wunderschönen Tiere. Die Sonne steht
schon tief am Horizont, als wir abrupt anhalten – eine Löwin räkelt sich, nicht
weit von uns entfernt, entspannt im Gras. Sie zupft am Gras, putzt sich in
aller Ruhe das Fell und schaut uns völlig entspannt an. Kurz bevor die Sonne
untergeht und die Landschaft in glutrotes Licht taucht, kommt von der anderen Seite ein Löwenmännchen angetrottet. Beide fangen an zu brüllen, es geht uns durch Mark und Bein. Der Boden vibriert und wir fühlen uns winzig und unbedeutend gegenüber dieses Löwenpaares. Nach fast 3 Stunden kehren wir völlig glücklich und bereichert in unsere Lodge zurück. Beim Abendessen im offenen Restaurant, bietet sich uns dann am beleuchteten Wasserloch noch ein unvergessliches
Theater: eine große Elefantenfamilie mit zahlreichen Jungtieren nimmt ein Bad
im Wasser, sie spritzen sich gegenseitig nass, tröten in die Luft und planschen
fast eine halbe Stunde vor unseren Augen. Ich habe nicht ein einziges Mal an
meinem Getränk genippt, als die Familie langsam weiterzieht.
Am nächsten Morgen geht es weiter in Richtung Küste.
Swakopmund heißt das Ziel. Die Küstenstadt am Atlantik ist am stärksten von
deutschen Einflüssen geprägt. Hier stehen noch viele alte Kolonialgebäude,
sauber herausgeputzt. Nur die frohen, bunten Farben wirken afrikanisch. Wir
sitzen im Café Anton bei einer Schwarzwälderkirsch- Torte, während zahlreiche
ältere Damen mit weißer Haarpracht die angenehm kühle Luft genießen. Die
Temperaturen erreichen hier selten mehr als 20 Grad, was dem kalten Benguela-
Strom zu verdanken ist. Die Stimmung erinnert mehr an ein Ostseebad als an
Afrika. Dennoch geht es hier auch fröhlich und ausgelassen zu, vor allem wenn
um Weihnachten zahlreiche Namibier aus dem heißen Inland an die Küste kommen,
um sich hier in die kalten Fluten zu stürzen. Ein guter Ausgangspunkt, um die
Stadt zu Fuß zu erkunden, ist das Swakopmund Hotel, das umgebaute koloniale
Gebäude des alten Bahnhofs. Hier befindet sich auch ein Casino und Kinokomplex.
Wer es etwas kleiner und gemütlicher mag, ist im maritim anmutenden Swakopmund
Guesthouse gut aufgehoben.
Sobald wir aus der Stadt rausfahren, befinden wir uns in der
Namib, der ältesten Wüste der Erde. Zur einen Seite breitet sich ein Meer aus
Sanddünen aus, an der anderen Seite schlägt der Atlantik rauhe Wellen an den
Strand. Dichter Nebel hängt über der Landschaft. Weit und breit kein Auto. Eine
mystische Stimmung breitet sich in mir aus, ich fühle mich wie der letzte
Mensch auf Erden. Fast 100 km weit fahren wir in Richtung Südosten, die
Sanddünen wurden inzwischen von einer kargen Kies- Wüste abgelöst, dann endlich
lüftet sich der Nebelschleier. Die Sonne taucht die Landschaft in goldenes
Licht und die einzeln aufragenden Felsenberge leuchten orange. Ein Straußenpaar
zieht gemütlich vorüber, eine Oryx- Antilope ergreift erschrocken die Flucht.
Die Sicht reicht nun, soweit das Auge blicken kann, es ist absolut still. In der
Namib Desert Lodge sollte man unbedingt eine Nacht einlegen, um die Stimmung
der Wüste auf sich wirken zu lassen. Sie liegt malerisch an den versteinerten
Dünen der Ur- Namib. Oben auf der Düne befinden sich einzeln stehende Häuschen
mit einer Veranda auf Holzstelzen. Man schiebt sein Bett durch die offene Tür
und schläft unter dem atemberaubenden afrikanischen Sternenhimmel – ein
Erlebnis das nicht fehlen darf!
Noch eine ganze lange Strecke weiter südlich öffnet sich
beim Sesriem- Tor das Gebiet des berühmten Sossusvlei, einer Landschaft aus
roten Sanddünen und weißen Lehmsenken. Bei einer Übernachtung in der Sossus
Dune Lodge hat man die Möglichkeit, noch vor Sonnenaufgang die Düne am
Sossusvlei zu besteigen. Aquamarinblau leuchtet der Himmel, bevor sich ein
rötlicher Schimmer hineinmischt. Die Sonne schiebt sich wie eine goldene
Scheibe über den Horizont und die Erde wird weit und farbig. Es ist, als würde
die Erde in diesem Moment erschaffen! Doch schnell wird es heiß und die Sonne
brennt erbarmungslos auf die Namib herunter. Die Hitze führt wieder Regie und
jedes Lebewesen versucht, sich zu schützen bis zur nächsten Nacht.
Auf dem Weg zurück nach Windhoek lohnt sich ein Halt in
Solitaire, ein Ensemble aus Tankstelle, Shop, Restaurant und Bäckerei – in letzterer
gibt es den besten Apfelkuchen in ganz Namibia! Diesen lassen wir uns natürlich
nicht entgehen und stärken uns für den langen Rückweg.
Als letztes Highlight unserer Reise fahren wir über den
Spreetshoogte Pass – nur mit dem Allrad zu befahren wird man von oben mit einem
grandiosen Ausblick auf die weite und abwechslungsreiche Landschaft aus
Savannen und Tafelbergen belohnt.
Wehmütig besteige ich das Flugzeug und weiß schon jetzt,
dass ich ganz sicher wieder in dieses wunderbare und schöne Land reisen werde!
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